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31. Oktober

Vorgestern sind wir nach Punta Choros gefahren, ca. 45 km Schotterpiste ab der Panamericana, nördlich von La Serena. Wir hatten im Reiseführer gelesen, dass es hier in einem Marinereservat viele Tiere zu bestaunen gibt und das wollten wir uns nach all dieser Einöde nicht entgehen lassen. Der Abzweig war nur durch ein einfaches Straßenschild gekennzeichnet, ohne Hinweis auf den Nationalpark. Punta Choros ist ein kleiner Ort, die Häuser sind im Fischerhüttenstil, hier und dort findet man noch einfache zusammen gezimmerte Buden, aber viele sind neueren Datums mit schicken Fenstern und fröhlich-leuchtenden Anstrich. Viele Schilder die auf zu vermietende Cabanas hinweisen, Restaurants. Und dann hält uns ein Mann an, ganz offensichtlich aus dem Ort. Erzählt uns von einer Bootstour und was man sehen kann. Der hat sofort das Geschäft gewittert. Nicht zu unrecht. Wir wollen uns erst mal küstennah abparken und dann weitersehen. Es ist bereits 4 Uhr am Nachmittag, der geschäftsfreudige Mensch meint auch, es sei am nächsten Morgen besser. Der Ort zieht sich lang hin, das umliegende Land ist dünig und flach bewachsen mit breiten sandigen Wegen. Aber wir kommen gut durch. Der kleine Hafen liegt geradezu wieder außerhalb des Ortes und man sieht hinter hohen Wellen und kräftiger Gischt die Inselgruppe, von der auch der Reiseführer berichtete. Der Bootsführer kam noch mal mit dem Rad vorbei. Sagte, wir könnten wohl neben dem Hafengelände, vor dem Conaf (Nationalparkverwaltung) parken, da gäbe es auch Toiletten. Es gibt auch Campingplätze, aber die scheinen noch leerer und verlassener als das Dorf. Zur Zeit ist nicht viel los, ist ja auch außerhalb der Saison, sagt der Bootsmann. Aber in der letzten Saison habe die Conaf 20.000 Besucher gezählt. Dann ist alles voll, die vielen Cabanas, Zeltplätze, auch drüben auf der Isla Damas, wo man mit Genehmigung zelten darf. Wir fragen nach Stränden, denn hier am Hafen ist alles felsig und nicht sehr kindergerecht. Große Wellen bewegen unglaubliche Wassermassen an die Gesteinsbrocken heran und umtosen den Steg. Der Strand ist etwa 10 min Fußweg seitlich vom Hafen. Weißer Sandstrand. Es gibt noch einen weiteren, aber der ist etwas schwieriger zu erreichen. Wir spazieren erst einmal über den Steg, sehen einem Kormoran beim Tauchen zu. Elegant sieht das aus, wie er erst auf dem Wasser dümpelt und dann flink wie ein Pfeil abtaucht. Lange wegbleibt und ganz woanders wieder erscheint. Irgendwann hat er dann einen Fisch im Schnabel, der zappelt und scheint den ganzen Vogel mitzuschütteln. Dann ist er weg. Hat der Vogel ihn verschluckt oder hat der Fisch sich freigekämpft? Wir gehen oberhalb der Felsen weiter und sehen Muscheln. Sehen aus wie Hüte, Zipfelhüte, manchmal bewachsen mit kalkigen, blumig aussehenden Strukturen, geriffelt und in unterschiedlichen Farben, innen weiß glänzend wie glasiertes Porzellan. Kris geht zurück und holt Tüten. Es gibt auch noch andere: lilafarben gedreht und unten perlmuttschimmernd. Wir kommen am Strand an: weiß zwischen zwei felsigen Landnasen, die großen Wellenbrecher weiter weg und hier sanft auslaufend. Kris spaziert mit den Füßen im Wasser entlang, bedauert, dass es windig und frisch ist, wäre gern baden gegangen. Die Kinder bauen Burgen, suchen gegenseitig Muscheln zum verzieren und Sivian krabbelt hierhin und dorthin, spielt mit Muscheln.

Wir waren wach, bevor der Wecker klingelte. Das Wetter lud nicht wirklich zum Aufstehen ein: Wolken, diesig, kühl. Fahren wir oder nicht? In der Luft hingen feine Wassertröpfchen, als wir alle unsere Schwimmwesten überzogen. Sogar für Sivian gab es eine kleine mit Kragen. Süß sah das aus. Einsteigen war gar nicht so einfach, die Wellen kamen in Bergen heran, das Boot bewegte sich in großen Hüben auf und nieder. Als wir drinnen saßen, war es gar nicht mehr so schlimm. Geradewegs los, durch das bewegte Meer. Wellenberge herauf und wieder hinunter in unserer ‚Nussschale’, die immerhin für bis zu 15 Personen gedacht war. Ein seltsames Gefühl, manchmal verschwand nahezu das Festland am Horizont. Dafür wurde die Insel immer größer. Je näher wir kamen, desto unruhiger wurde das Wasser und an den Felsen konnte man den Unterschied zwischen Wellenberg und –tal deutlich sehen. Der 2. Bootsmann am Motor lenkte den Kahn zwischen die Felsen und der andere zeigte hinauf: Seelöwen. Viele und ganz nah. Liegend, kletternd, manchmal Laute von sich gebend. Im Wasser weitere, die vor den Steinen schwammen und auf ‚die Welle’ warteten, denn es brauchte schon eine ordentliche Welle, um so einen Koloss da hinauf zu hieven. Und dann geht es schrittchenweise weiter. Die Kleinen sind unbeholfener in den Bewegungen, tun sich aber wegen des geringeren Gewichtes leichter mit dem Vorwärtskommen. Die Tiere schienen uns kaum zur Kenntnis zu nehmen. Schauten mal neugierig, röhrten, oder wackelten von hier nach da. Die Nähe war eindrucksvoll und wir blieben einige Zeit zwischen den Felsen, ließen uns rauf und wieder herunter tragen von den Wellen. Es ging weiter, Pinguine ansehen. Die gibt es nämlich auch hier, recht weit nördlich. Eigentlich ist der Nationalpark sogar nach ihnen benannt, den Humbold-Pinguinen. Klein sind sie, geradezu possierlich. Und standen zu dritt oder viert herum, an der Küste, wenige im Wasser. Der Führer zeigte uns einen Trampelpfad, der nach oben führte, denn die kleinen Schwimmvögel müssen ihre Eier in Sicherheit bringen. Vor den Nutria, die wir auch sahen, am Felsen und eine schwimmend im Wasser. Und vor den Kormoranen, die auch gerne zu Eierdieben werden. Ganz schön nach oben watscheln sie, und ein paar standen dort oben, wie auf einem Ausguck. Haben es bestimmt nicht einfach. Wir schipperten weiter, sahen Pelikane auf den Felsen sitzen, eine riesige Kolonie einer Kormoran-Art (war schon die 3. oder 4.), auf vorgelagerten Felsen weitere Seelöwen und einen Kormoran, der seine Flügel zum Trocknen aufgespannt hatte. Auch hier und da weitere Pinguine. Fuhren in eine ausgehöhltes Felsentor, über dem Möwen wachten. Und als Kris gerade wieder in paar Pelikane im Fotovisier hatte, und der Guide telefonierte, da sagte er plötzlich etwas von Delphinen. Der Bootsmann gab Gas und wir steuerten einen anderen Inselpunkt in der Ferne an. Offenbar stehen die Guides untereinander in Verbindung, sagen Bescheid, wenn einer die Tümmler gesichtet hat, denn obwohl sich diese seit El Nino 1978 hier in der Region der 3 Inseln aufhalten ist es nicht immer einfach, sie zu finden. Wir sahen von weitem das andere Boot mit einer größeren Gruppe, die wir im Hafen vor uns losfahren sahen. Und dann die Rückenflossen der Delphine!! Erst sahen wir ein paar, dann mehrere und die bogenförmige Bewegung der braungrauen, glänzenden Rücken, in fließendem Auf und Ab. Viele waren es, auch recht große und sie schwammen ganz nah an unserem Boot, einige Male sogar vorn, kurz unterhalb des Bugs. Dann war das Meer plötzlich still, ohne eine Flosse, ohne einen Rücken. Alle weg. Alle sahen sich um, in beiden Booten. Nichts. Deutlich später sahen wir weiter hinten eine Bewegung. Und dann auch auf der anderen Seite. Es waren wohl 2 Gruppen, mal näher, mal weiter, sogar Sprünge haben wir gesehen, aber schwer, sie mit der Kamera zu erwischen. Es war ein tolles Erlebnis!

29. Oktober

Wir haben inzwischen von unserem nördlichsten Punkt (Huara, nordwestlich von Iquique) in Richtung Süden eine Entfernung zurückgelegt, die nahezu der Längenausdehnung Deutschlands entspricht und befinden uns nun 8 Breitengrade weiter 'unterhalb' des Äquators. Dennoch führt die Panamericana weiterhin durch leere karge Wüstenlandschaft, unterbrochen von sehr vereinzelten Städtchen. Immerhin gibt es inzwischen ein paar flache, dornige Sträucher, aber die höchsten Punkte hier in der Ebene sind neben den Strommasten die Straßenschilder. In der Ferne liegen Berggipfel in dem morgendlichen Nebeldunst, der auch weiter vorn die Straße verschluckt. Die letzten Tage waren recht gleichförmig, wir sind viel gefahren und haben zwischendurch Stops an der Küste eingelegt, die mal sandig, mal felsig ist und immer mit einer enormen Brandung beeindruckt. Und so konnten wir buddeln, baden und 'body-boarden'.

24. Oktober

Wir sind 6 Nächte in San Pedro de Atacama geblieben. Nicht etwa, weil es Probleme mit BIK-Theo gegeben habe, nein, da konnten wir alles zu unserer Zufriedenheit klären. Aber im Umfeld von San Pedro gibt es viel zu sehen, interessante Orte, die jedoch mit einem Wohnmobil vom Kaliber unseres BIK-Theo schwer oder nicht erreichbar sind.

Nach viel Fragen und Suchen hatten wir schließlich einen Leihwagen und fuhren als erstes noch mal Richtung Paso de Jama hinauf. Bestaunten die endlose Einöde, die wir bei unserer Herfahrt zumeist nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatten, holten die Fotostops nach, die wir verpasst hatten. Wir fuhren in eine nahegelegene Naturtherme und badeten in einer Lagune inmitten eines riesigen, zum größten Teil ausgetrockneten Salzsees. Phantastisch war das nicht nur wegen der intensiven blauen und türkisen Farbe, sondern vor allem, weil dieser kleine See einen Salzgehalt von 40 % hat und damit salziger ist als das tote Meer. Das bedeutet praktisch, dass untergehen unmöglich ist. Egal was man macht, egal wie man liegt, man bleibt einfach immer obenauf. Wirklich lustig und so hatten wir dort viel Spaß.

Ein weiteres Highligt hatten wir uns dann für Brittas Geburtstag aufgespart - und zwar die "Geisers el Tatio". Wie der Name schon verrät handelt es sich hierbei um Geysiere. Nicht um irgenwelche, sondern um das mit über 4300 Meter Höhe höchstgelegene Geysierfeld der Welt. Früh muss man dort sein, denn so gegen halb zehn hat sich die Umgebung so stark erwärmt, dass man den Rauch, den sie spucken, nicht mehr sieht. Also standen wir um 4.00 Uhr auf und machten uns eine halbe Stunde später auf den Weg. Immerhin lagen 90 Kilometer Schotterpiste vor uns und wir wollten im Morgengrauen dort sein. Die Fahrt war auf Grund des schlechten Straßenzustands und der Dunkelheit ziemlich anstrengend. Aber nahezu genau nach Plan kamen wir um 6.30 Uhr beim Geysierfeld an, es dämmerte gerade. Kalt wird es dort nachts, das wussten wir, aber sooo kalt: - 8 Grad! Das hat uns doch ein wenig überrascht und so war es zumindest für Kris in Trekkingsandalen und ohne Socken eine harte Stunde, bis die Morgensonne kam und in Windeseile alles erwärmte.

Das Schauspiel, dass sich uns bot, war die Anstrengungen aber wert. Mitten in einem Vulkankrater brachen aus 100erten von kleinen und größeren Löchern Dampfwolken empor. Manchmal qualmte es nur, ein andermal sprudelte es und aus einigen größeren Löchern brodelte das kochende Wasser meterhoch empor. Als die meisten Touristenbusse den Platz schon wieder verlassen hatten, nahmen Britta, Kris und Marnas noch ein Bad im warmen Vulkanwasser, bevor wir unsere holprge Rückfahrt antraten. Sehr eindrucksvoll war für uns erneut die karge Weite, die sich über viele Kilomter hinzog und nur einmal von einer kleinen Lagune unterbrochen wurde, die inmitten der unwirklichen Bergwelt, so nah am Himmel, ein kleines Paradies formte und Flamingos einen Lebensraum bot.

Als wir vorgestern dann aufbrachen, in Richtung Pazifik, wurde uns erst klar, wie groß diese Wüste ist. Die Atacama, trockenste Wüste der Welt, will einfach nicht enden. Wir fuhren fast 400 Kilometer und das Bild, das sich uns bot, glich immer noch dem bei unserer Abfahrt. Berge, Sand und Steine. Mal angeordnet und wie gepflügt erscheinend, ein andermal einfach flaches steiniges Land, dann Berge neben der Straße und später riesige Felsbrocken am Wegesrand. Dieses Aussehen oder Kombinationen dieser Varianten begleiteten uns nun schon fast 2 Wochen. Und Pflanzen gibt es nur in vereinzelten Oasen, die teilweise künstlich angelegt sind, um Menschen einen Lebenraum zu schaffen. Städte wie San Pedro de Atacama werden mit einem umfangreichen Bewässerungssystem am Leben gehalten, können aber trotz allem autark nicht existieren, sondern sind abhängig von Wasser- und Lebensmittellieferungen.

Heute sind wir nun endlich am Pazifischen Ozean angekommen. Ein tolles Gefühl war das, nach einer so langen Zeit in der sengenden Hitze und unter Rationierungen von Wasser nun endlich wieder unendlich viel nass zu haben. Aber grün ist es hier auch nicht. Die Wüste geht direkt bis an das Meer und lässt noch immer kein Grün zu. Iquique, unser erstes Ziel am Ozean liegt direkt vor einem riesigen Berg, der wie eine gigantische Sanddüne erscheint. Nun stehen wir südlich von Iquique an einem einsamen Strand, hinter uns die Wüste, vor uns das Wasser und werden uns morgen auf die Suche nach einer Oase machen und baden gehen!

18. Oktober

BIK-Theo fährt wieder richtig!

Schon gestern sind wir mit BIK-Theo zu den Mechanikern getuckert und haben unser Problem vorgeführt. Das hatte sich zwar hier, auf 2500 Metern schon wieder deutlich gebessert, war aber noch immer nicht nur hör- sondern auch sichtbar. Die beiden Mechaniker schauten, prüften und fühlten und stellten kurzerhand die erste Diagnose: Eine Schraube fehlte, direkt dort, wo Krümmer und Turbo im Motor übereinander sitzen. Na das sollte schnell behoben sein und war es auch. Die Schraube war drin, Kris startete und BIK-Theo klang wie vorher. Mist, also doch mehr, die Dichtung war's.

Wieder schauten die Beiden, überlegten und fummelten. Einer fragte, was für ein Motor das sei. "Ein 1,9 TD!". Erneutes überlegen. Und dann deuteten sie auf eines der herumstehenden verbastelten Autos. Ein Fiat, ein kleiner Fiat, deutlich neuer, mit einem etwas anderen Moter, aber ein Fiat. Sie kramten im Kofferraum und kurze Zeit später kam eine Dichtung zum Vorschein! Passt die? Leider nein! oder doch? Ja, anders herum. Gut, kleine Abweichungen vom Original gab es, aber das stellte die Mechaniker vor keine großen Hürden. "Nichts mehr für heute." sagte sie und so verabredeten wir uns für morgen.

Heute um halb neun fuhren wir zur Werkstatt und los ging's. Allerdings stellte sich die Bastelei komplizierter dar, als die Beiden angenommen hatten. Die umständliche Bauweise des Fiat erschwerte erheblich die Handmontage, da an die entscheidenden Schrauben nur schwer Herankommen war. Geflucht wurde und gehämmert, geruckelt, geleuchtet, probiert und pausiert. Wir wissen nicht wie, aber am Ende hat es geklappt. Nach 7 Stunden Bastelei sprang BIK-Theo problemlos an und klang (fast) wie neu, was einen der Mechaniker dazu verleitete uns eine Garantie für die Fahrt bis nach Feuerland auszusprechen. Nicht nur dafür gab es dann von uns einen großen Dank und ein ordentliches Trinkgeld.

Das ist wirklich unglaublich. San Pedro de Atacama hat 2000 Einwohner, zwei Automechaniker und genau einen schrottigen Fiat, dessen Dichtung in unseren Dicken passt! Wenn das kein Glück ist!

17. Oktober

Diesen Tag wird wohl keiner von uns je vergessen. Es ist so viel passiert, aber das Wichtigste zuerst. Wir haben es geschafft! Wir sind mit BIK-Theo über den Paso de Jama - hoch über die Anden - gefahren. Allerdings, und jetzt kommt die erste Geschichte, nicht ganz problemlos, sondern mit einem riesen Aufreger mittendrin.

Nachdem wir im Morgengrauen aufstanden, um möglichst früh den Paso de Jama zu passieren, fuhren wir zunächst 120 km auf argentinischer Seite. Die Strecke ging einfach gerade aus, ohne dramatische Höhenunterschiede, auf etwa 4000 Meter über Null. Eineinhalb Stunden dauerte die Fahrt, auf der wir weder einem anderen Fahrzeug begegneten, noch ein anderes überholten oder überholt wurden. Ein eigenartiges Gefühl in einer vollkommen unbewohnten Gegend. Punkt acht Uhr waren wir an der Grenze, an der die Formalitäten schnell erledigt waren. Aber schon hier hatte Kris ein ungutes Gefühl, weil der Motor sein Geräusch auf den letzten 100 Kilometern deutlich verändert hatte. Ein lautes Knattern begleitete unsere Fahrt und das Loch war auch mit einer Sichtprüfung schnell gefunden. Am Krümmer lag das Problem und damit hatten wir neben der Höhe einen weiteren Kraftverlust zu befürchten. Wenn das gut geht... Rein in's Auto und weiter! Ersteinmal in Fahrt, fuhr BIK-Theo ganz gut und so meisterten wir den ersten Pass mit 4200 Metern. Danach ging es weiter auf eine kargen Hochebene, auf der sich nur dann und wann einige Lamas und Vicunas blicken ließen. Neben uns hohe Berge, mit schneebedeckten Gipfeln, an denen Wolken hängen blieben und in die die Sonne dann und wann wunderschöne Formen zeichnete.

Einmal hielten wir an für einen Fotostopp und danach war unser Problem nicht mehr zu ignorieren. Es ging einfach nicht richtig voran und BIK-Theo blies dicke Rauchwolken hinten und vorne heraus. Es ging leicht bergan und wir konnten nur noch im zweiten Gang weiter fahren und bald nur noch im Ersten. Das kannten wir schon, aber BIK-Theo wurde immer langsamer, stotterte, qualmte und blieb letztlich stehen - direkt am Berg. Ohje, da standen wir nun, auf etwa 4800 Metern Höhe und es ging nicht mehr vorwärts. Unser Dicker hatte einfach keine Kraft mehr, war heiß und dampfte. Noch einmal probieren und dann sagte Kris: "Das schaffen wir nicht aus eigener Kraft!". Zum Glück kam uns bald ein LKW auf der nun etwas mehr befahrenen Strecke entgegen. Diesen stoppten wir und der Fahrer versprach uns, in Jama, 70 Kilometer entfernt jemandem Bescheid zu sagen, der in unsere Richtung fuhr. Immerhin, aber da standen wir nun. Noch ein PKW, wieder in verkehrter Richtung. Wir stoppten auch dieses Fahrzeug ohne so richtig zu wissen wozu. Und so ergab dann auch unser kurzes Gespräch nichts, das unterbrochen wurde, da wir endlich einen LKW - in unsere Richtung fahrend - sahen. Er hielt, war nicht beladen und so keimte in uns die Hoffnung, dass dieser uns abschleppen könnte. Der Fahrer stieg aus und ließ sich unser Problem erklären. Abschleppen war aber keine Alternative für ihn. Er sagte, dies sei der schlimmste Anstieg und nur noch die 100 Meter, dann hätten wir es geschafft. 100 Meter, für BIK-Theo in dieser Situation unerreichbar. Der Trucker forderte Kris auf ordentlich Gas zu geben und loszufahren. Aber bis auf dicken Qualm gab es kein wirklich greifbares Resultat. Im dichten Abgas stehend und in den Motor starrend, nahm er den Luftfilter heraus. Etwas besser ging es jetzt, doch die Kraft war noch immer nicht da - es qualmte weiter. Die Kinder mussten schnell aus BIK-Theo, denn inzwischen war die Luft kaum mehr zum Atmen. Und trinken, immer trinken! Kris wurde weiterhin aufgefordert Vollgas zu geben und es hatte den Anschein, als dass das stottern etwas weniger wurde: "Jetzt fahr!" rief der Trucker und mit bedächtig langsamen Spiel der Kupplung ging es fast voran. Aber eben nur fast - ein winziges bisschen Kraft fehlte zum fahren, aber immerhin rollten wir nicht rückwärts! Und plötzlich ging es ganz langsam vorwärts. Unser Helfer hatte sich gegen den Dicken gestemmt und genau dieses - im Vergleich zu BIK-Theo - winzige bisschen Schub brachte uns ins Rollen! Schnell das Werkzeug einpacken und alle einsteigen. Wir rollten! Millimeter um Millimeter ging es bergan und wir waren immer kurz davor wieder anzuhalten. Nur noch 30 Meter bis zum Gipfel und wäre Britta nicht herausgesprungen und hätte mitgeschoben, wären wir wieder stehen geblieben. So aber schafften wir es und danach ging es bergab. Zurück auf ein langgestrecktes Hochplateau auf etwa 4400 Metern.

Nun rollte BIK-Theo wieder, knatterte furchtbar, qualmte noch schlimmer aber immerhin fuhr er. Die Motortemperatur war in Ordnung und so kamen wir Meter für Meter unserem Ziel in Chile näher. Für uns alle - Sivian und Marnas ausgenommen - war dieses Erlebnis purer Streß und so rollten, nachdem wir jetzt wieder fuhren, Tränen. Der Rest der Fahrt war mühsam, aber letztlich kletterten wir auch den letzten Anstieg auf 4825 Meter und von dort an ging es auf 30 Kilometern nahezu ohne eine einzige Kurve 2000 Höhenmeter hinab nach San Pedro de Atacama.

Wir sind gut unten angekommen und nachdem wir uns alle mit einem Essen gestärkt hatten, zu dem wir zwei vorbeifahrende Chilenen in BIK-Theo einluden, Deutschen begegneten, die eine 4-wöchige Tour mit dem Flugzeug durch Südamerika machen, Bekannte von der argentinischen Seite wieder sahen, Wohnmobil Reisende aus Italien kennen lernten - mit denen wir uns mit Händen und Füßen unterhielten - und einen Einheimischen trafen, der uns zu direkt zu einer Werkstatt begleitete, sind wir direkt ins Bett gefallen.

Morgen geht's weiter. Dann gibt es Neues von BIK-Theo und endlich einmal wieder viele, viele Bilder....

16. Oktober

Unseren eigentlichen Plan haben wir noch einmal umgeschmissen. Der Grund dafür: "No hay gasoil" - "Wir haben keinen Diesel". Aber ohne volltanken an dieser Station wollten wir nicht fahren, denn es war die voraussichtlich Letzte für eine ganze lange Weile, in der nur Berge und mal ein Lama zu erwarten waren. Der nächste Tanklaster war abends um 18.00 Uhr terminiert. Für uns zu spät, denn gerade die Bergetappen wollen wir im Hellen fahren. Also sind wir nach einem kleinen Ausflug nach Purmamarca zurück zu unserem Standplatz gefahren. Das hieß zwar wieder 60 Kilometer und uns 900 Höhenmeter zurück, aber eine weitere Nacht auf 3000 Meter erschien uns für die Akklimatisierung vorteilhaft.

Als wir heute früh dann wieder an der Tankstelle ankamen, gab es tatsächlich Diesel und wir haben uns randvoll tanken lassen. 70 Liter Tank, 20 Liter Reservekanister und 13 Liter in ehemaligen Wasserflaschen - nur zur Sicherheit. Und dann ging es bergauf. Langsam, häufig im zweiten Gang aber weite Strecken auch im Ersten. Auf 30 Kilometer haben wir 2000 Höhenmeter zurück legen müssen, um den ersten Pass bei 4170 Metern zu passieren.

Die Baumgrenze lag da bereits lange hinter uns und die Landschaft präsentierte sich karg, steinig und unfreundlich. Zum Glück war es bewölkt, denn auch schon so, war die volle Kraft der Sonne in dieser Höhe zu spüren. Nachdem der erste Pass hinter uns lag, ging es knapp 1000 Meter bergab, bevor wir über ein Hochplataeu fuhren. Nahezu 50 Kilometer ging es auf dieser Ebene gerade aus - die Berge vor uns schienen einfach nicht näher zu kommen. Ab und zu sahen wir am Straßenrand ein Haus, erbaut aus einer Mischung aus Lehm und getrocknetem Gras. Eben aus dem Material, was die Erde hergibt; jedem, der die Kraft hat hier oben zu wohnen. Für uns unvorstellbar...

Nach einem weiteren kurzen Anstieg gelangten wir dann nach Susques. Susques liegt auf knapp 3700 Metern über Null, hat etwa 1500 Einwohner und ist der letzte Ort der kommenden 300 Straßenkilomter das "Paso de Jama". Susques ist so braun, wie es auch die umgebenden Felsen sind. Etwas Farbe bringen lediglich die Hutbänder der Frauen oder mal ein bunter Rock in den Ort. Nahezu jeder hier, hat eine dicke Backe - vollgestopft mit Coca-Blättern, die die Zähne ruinieren aber das Leben vielleicht ein wenig erträglicher machen.

Wir sind Fremdkörper in dieser Welt. Ein wenig bestaunt und immer beobachtet spazierten wir durch die kargen Gassen. Eine Nacht verbringen wir hier, bevor wir morgen früh aufbrechen, um den eigentlichen Pass in Angriff zu nehmen.

15. Oktober

Nach drei Tagen Höhenakklimatisierung auf 3000 Metern über Null geht es heute weiter. Wir fahren in Richtung chilenischer Grenze und damit tief (oder sollte man besser sagen hoch) in die Anden. Der höchste Pass des Paso de Jama ist 4833 Meter. Bevor wir aber diesen in Angriff nehmen, werden wir noch zwei weitere Anpassungs-Stopps einlegen. Einen bei 3200 und den anderen bei 3600 Meter. Dort werden wir uns auch mit allem Notwendigen bestücken und das ist vor allem Diesel und Frostschutz für BIK-Theo und Essen für uns. Am Mittwoch ist es dann soweit - planmäßig - verlassen wir Argentinien und fahren nach San Pedro de Atacama. Wenn alles so klappt, wie wir uns das wünschen, melden wir uns das nächste Mal aus Chile. Bis dahin...

13. Oktober

Salta wird uns in nicht allzu guter Erinnerung bleiben. Nicht, dass uns das Zentrum mit der Fußgängerzone nicht gefallen hätte, oder die Gebäude im Kolonialstil rund um den Platz des 9. Juli. Auch dass von den 2 kg Erdbeeren vom Strassenkarren nur eines verwertbar war, hatten wir uns schon gedacht, war ja auch entsprechend preiswert. Aber als BIK-Theo wieder in Sichtweite kam, da fiel uns plötzlich das offen stehende Küchenfenster auf. Eingebrochen! Der Halter der Jalousie war durchgeschnitten, das Fenster etwas verzogen, das hintere ebenfalls offen und an der Seitenhalterung ein Stück abgebrochen. MIST! Wir sahen direkt nach, ob etwas Wichtiges fehlte. Aber wir haben ein gutes System unsere wichtigsten Dinge sicher unterzubringen bzw. mitzunehmen, da bleibt nicht allzu viel zum ‚Mitnehmen’. Auf den zweiten Blick fehlte doch etwas: Das Bedienteil des Radios und … die Gitarre! Hat uns ziemlich geärgert. 1. weil wir nicht weitergesucht hatten, bis wir einen bewachten Parkplatz fanden (was ja immer schwierig ist, wegen der Größe), 2. das das Radiobedienteil drauf war, das lockt natürlich, aber wir haben das Radio kaum benutzt und keiner hatte mehr daran gedacht. 3. Vielleicht hätten wir auch die Jalousien nicht herunterziehen sollen und den Rucksack verstecken. Keine Begehrlichkeiten wecken. Somit war unsere Stimmung etwas gedrückt, als wir die Stadt verließen. Nichts Dramatisches passiert, aber ein blödes Gefühl, dass jemand einfach so eingestiegen ist.

Wir fuhren weiter Richtung Jujuy, an der Stadt vorbei zu den Termas El Reyes, wieder in die Berge. Eindruckvoll zeigte sich hinter der ersten Reihe Berge die zweite und dahinter riesige Gipfel, über das Wolkenband hinausragend, im Dunst, geradezu majestätisch. Im Tal El Reyes hingen die Wolken an den Bergen, der Dunst in den bewaldeten Hängen. Die Luft war frisch und es wurde zum Abend hin immer kühler. Wir wärmten uns im wirklich warmen Thermalbecken, bis in die späte Dunkelheit. Am nächsten Morgen weiter nach Norden: Purmamarca, dort begannen die siebenfarbigen Berge. Die Wolken waren längst verschwunden, der Himmel strahlte in bestechendem Blau und darunter das beige, rot und blaugrün der Berghänge. Sehr beeindruckend!

Der Ort Humahuaca, gelegen auf 3000m Höhe, ist wirklich hübsch: kleine Gassen, ein schöner zentraler Platz, eine kleine weiße Kirche, breite Treppenstufen mit Händlern vor dem Denkmal der ‚Freiheitsstatue’… Fast schon zu touristisch erschlossen, im Sommer muss hier unglaublich viel los sein. Wir sind bereits durch den Ort gebummelt, haben Alpaca-Mützen für Marnas und Sivian gekauft und Alpaca-Pullis für Ithana und Britta.

Irre beeindruckend ist hier aber neben der Berge vor allem das Klima: tagsüber staubtrocken bei stahlblauem Himmel und heißer Höhensonne. Aber sobald die Sonne weg ist, wird es klirrend kalt und heute morgen war in unserem Topf, der zum Einweichen mit Wasser draußen stand: Eis! Und so wechseln wir hier innerhalb weniger Stunden von leichter Kleidung und maximalem Sonnenschutz auf dicke Pullis und warme Socken und kuscheln uns abends früh in die zum Glück warmen Decken. Wir werden hier zumindest 2 Nächte verbringen und uns dann in 2 weiteren Nächten etappenweise der Höhe anpassen bevor es über den Paso de Jama mit maximal 4800 Höhenmeter nach Chile und damit in die Atacama-Wüste geht.



10. Oktober

Tafí, Amaicha, die Ruinen von Quilmes, Cafayate, Dique Cabra Coral .... viele schöne Orte und traumhafte Landschaften haben wir in den letzten Tagen gesehen, auf unserem ersten Exkurs in die östliche Andenregion. Nachdem wir zunächst von dem satten Grün beeindruckt waren, führten uns die Strassen hinter Tafí zumeist durch karge Berglandschaften in denen jedoch das tiefe, satte Blau des Himmels eindrucksvoll mit dem kräftigen Rot der Erde kontrastierte, in denen bizarre Felsformationen und schräge, durch unvorstellbare Kräfte herausgeschobene Erdschichten zu bestaunen waren. Unsere täglichen Strecken waren nicht lang aber die Gesamt-Fahrzeit erhöhte sich vor allem durch die unzähligen Stopps, weil das Panorama einfach herrlich war und wir es uns nicht engehen lassen wollten es 'hautnah' zu erleben. So standen wir mal in staubiger Hitze, mal im kräftigen Wind, der in meterhohen Candelaber-Kakteen ein seltsam pfeifend-säuselndes Geräusch machte. Wir kletterten durch die Ruinen von Quilmes und genossen von dessen Festung bei beeindruckender Fernsicht einen unglaublich weiten Talblick. In Cafayate holte uns die touristische Realität wieder ein, in Form gut strukturierter Kunsthandwerk-Geschäfte mit deutschsprachigen (!) Hinweisen an einem schönen zentralen Platz. Nach einem Bummel im Zentrum bat uns ein Polzist mit ausgesuchter Höflichkeit darum, BIK-Theo umzuparken, da in Kürze eine Prozession stattfände. Wir hatten die Vorbereitungen an der gegenüberliegenden Kirche im Kolonialstil bereits mitbekommen und nun stimmte auch 'echte Andenmusik' über mehrere Lautsprecher alle Anwesenden auf dem Platz auf die Feierlichkeiten zu Ehren der Jungfrau von Rosario ein, die kurz darauf begannen. Am darauffolgenden Tag beeindruckte uns anläßlich unseres Einkaufes ein kleiner Hund mit einer ausgefeilten Masche zur Sicherung eines leckeren Abendessens: offensichtlich wartete der kleine regelmäßig an der Tür eines Fleischers seines Vertrauens auf einen guten Kunden, dem er dann unbeirrt bis nach Hause -in diesem Fall der Campingplatz- folgte. Hier legte er sich mit viel Geduld in eine Ecke, bis unweigerlich der Grill angezündet wird. Aktiv wird er jedoch erst, wenn das ferige Fleisch VOM Grill auf den Tisch kommt, dann -schwupps- liegt er plötzlich neben der Tischgesellschaft rücklings auf den Boden, mit treuem Hundeblick.... und kriegt vermutlich immer irgendeinen Rest.

Als wir nach eineinhalb Tagen unseren Weg fortsetzten, führte uns dieser zunächst vorbei an den unzähligen Weinreben verschiedener Bodegas (Winzer) zu Ana-Maria. Ana-Maria hat ein Töpfergeschäft und ist eine Bekannte von Ricardo und Patricia, die wir am Rio Hondo getroffen haben. "Ihr müsst euch bei ihr unbedingt melden" hatte uns Ricardo mehrfach eingeschärft und so hielten wir an ihrem Laden. Eine freundliche Dame begrüßte uns mit einem "Ahhhhh!!!", als wir sagten wer wir sind. Und sofort bekamen wir eine ausführliche Führung durch die Werkstatt, in der Tongefäße bis zu 1,60 m gefertigt werden. Insgesamt 3 Monate braucht es, bis ein solches riesiges Gefäß fertig ist und am Ende wird fünf Tage lang gebrannt. Bevor wir weiter fuhren, lud uns Ana-Maria in ihr Haus, versicherte uns, dass wir sie bei Problemen und Problemchen jederzeit anrufen könnten und verabschiedete uns alle herzlich mit einer Umarmung und einem Kuss - kaum, dass wir eine Stunden miteinander verbracht hatten. Wir wissen, wir haben es schon oft geschrieben, aber wir erfahren hier wirklich viel Herzlichkeit.

In der Schlucht, die der "Rio de las Conchas" in sonderbar rote Berge geschnitten hatte, fuhren wir bei tiefblauem Himmel vorbei an unglaublich schönen Ansichten auf einer Strecke, auf der man hinter jeder Kurve von neuem halten und aussteigen muss. Einer der Höhepunkte der Route war das so genannte Anfiteatro. Ein natürlich entstandener Hohlraum von circa 20 Meter Durchmesser, geschnitten 30 Meter tief in eine Felsformation, wird so genannt. Als Laune der Natur bietet sich hier eine tolle Akustik, die wir bei Gitarrenspiel genießen konnten. Denn, so wurde uns versichert, irgendjemand steht hier immer und spielt. Stimmt!

Was sonst noch in den vergangenen Tagen war: 1. Wir haben gleich zwei andere Pärchen getroffen. Eines aus der Schweiz und eines aus Dresden. Mehr dazu unter "Tipps und Links". Und 2. BIK-Theo hat mal wieder ein Anlasserproblem - obwohl gerade repariert. Wollte er vor der Reparatur dann und wann nicht anspringen, mussten wir den Anlasser mit einem leichten Schlag davon überzeugen, seine Arbei zu tun. Nun allerdings hörte der Anlasser gar nicht mehr auf zu drehen, obwohl der Motor schon längst lief. Geholfen hat die alte Methode: Hammer raus und raufgehauen - insofern ist Alles beim Alten nur mit anderen Vorzeichen. Arrghhh!

5. Oktober

Es ist schon ein Abenteuer, eine solche Reise, mit vielen Überraschungen, Begegnungen und Fügungen. Und davon hatten wir in den vergangenen Tagen reichlich! Augenblicklich liegen wir alle in einem richtigen Haus an einem Bergsee, in richtigen Betten auf Einladung eines Herren, der uns in dem kleinen Andendorf (wir sind auf 2000 Meter Höhe) beim Einkauf in einem Eisenwarenladen beobachtet hat. Marnas hat im Dach ein Zimmer für sich, Ithana und Talaja schlafen nebenan in einem größeren Raum zusammen und Sivian und wir haben im Erdgeschoss ein großes Bett. Und Hunger haben wir auch keinen mehr, denn wir wurden festlich bewirtet, mit fritierten Königfischen - heute morgen frisch gefangen - und selbst gebackenem Brot. Aber vielleicht fangen wir mal von vorne an.

Erst heute Mittag haben wir unsere Fahrt vom Campingplatz am Rio Hondo fortgesetzt - also zwei Tage später als wir eigentlich vorhatten. Der Grund dafür waren Patricia und Ricardo, die zwei argentinischen Fiat-Ducato-Fahrer, die wir trafen und die uns mit Ihrer Offenheit und Herzlichkeit begeisterten. Sie nahmen und förmlich an die Hand, um uns alles zu zeigen, haben mit uns Geld gehölt, waren mit uns einkaufen und tanken. Und obwohl wir das alles auch schon selber können, war es doch schön! Und so haben wir viel Zeit zusammen verbracht, viel über Argentinien, Deutschland und unsere Reise geredet, waren schwimmen, tranken Mate, und haben zusammen gegessen. Patricia und Ricardo haben uns zwei Mal zum Abendessen eingeladen (selbstgemacht versteht sich) - zu einem typischen Eintopf und einem klassischen Parilla (Grill). Marnas und Sivian haben die zusätliche Aufmerksamkeit sehr genossen und Talaja und Ithana haben sich sogar mit unterhalten. Die Hilfsbereitschaft der Beiden war einfach überwältigend. Kein Weg schien zu weit, und nichts zu umständlich, wenn es für uns nur recht war. Natürlich hatten wir vor dem Abschied von Patricia und Ricardo schon die Adressen getauscht und eine Einladung nach La Plata (dort wohnen sie) erhalten. Mit den Beiden werden wir auf jeden Fall in Kontakt bleiben!

Ganz prima war auch, dass Ricardo einen Automechaniker kannte - gar nicht weit entfernt vom Campingplatz. Und natürlich ist er mit uns dort hin gefahren und hat unser Anlasser-Problem vorgetragen, dem Mechaniker kurz die Umstände erläutert und einen Termin für den nächsten Morgen vereinbart, zu dem er Kris natürlich wieder begleitete und immer mit einfachem spanisch erklärend einsprang, wenn die Kommunikation zu schwierig wurde. Ricardo erläuterte auch, dass die zu leistende Anzahlung absolut üblich sei, denn damit werden die Ersatzteile einkauft und später natürlich verrechnet. Insgesamt vier Stunden, 24 Euro - mit Quittungen belegte - Ersatzteilkosten und 12 Euro Arbeitslohn hat uns die Reparatur gekostet. Das war Alles und die Umstände waren perfekt. Um den Tag auch ohne BIK-Theo zu überstehen, hatten wir unsere Notzelt aufgebaut, alle wichtigen Dinge hinein gepackt und waren dann bei schönem Wetter die meiste Zeit baden.

Nachdem wir heute den Stausee des Rio Hondo verlassen hatten, wurde uns erst während der Fahrt wieder bewusst, in welch karger Landschaft wir uns befanden. Aber es waren nur noch 200 Kilometer bis in die Berge und so sind wir gefahren, der schwülen Luft des Tieflandes entfliehend. Die Landschaft wandelte sich langsam und an die Stelle verbrannten Grases traten nach und nach grüne Felder. Wir fuhren durch saftige Bergtäler und genossen den Eindruck der Fruchtbarkeit mit drei Kilo frisch geernteten Erdbeeren. Und nun sind wir auf 2000 Metern Höhe, die Luft ist frisch und es hat soeben begonnen zu regnen, in dieser Gegend das erste Mal seit 8 Monaten. Nun ja und das wir hier sind ist - wie gesagt - ein großer Zufall und eine noch viel großzügigere Geste. Wir hoffen, dass wir ein Stück davon mit nach Hause nehmen und dann ebenso sind.

Morgen geht es weiter. Nicht weit aber hoch. Einen Pass von 3300 Metern müssen wir überwinden aber wir sind frohen Mutes und sehr glücklich!

3. Oktober

So, diese Pause haben wir uns nun wirklich verdient. Wir stehen auf einem Campingplatz am Stausee des Rio Hondo, nur unweit entfernt von unserem letzten Standplatz. Endlich wieder Wasser! Hier haben wir heute den Tag der deutschen Einheit gebührend gefeiert. Die Kindern mit (bis jetzt) insgesamt 5 Stunden baden - denn natürlich ist auch hier schulfrei - und wir mit einem Faulenztag inklusive Mittagessen im Restaurant.

Dort haben wir uns mit zwei argentinischen Wohnmobilfahrern (die auch mit einem Fiat-Ducato unterwegs sind) unterhalten und uns für unsere weitere Tourplanung Tipps abgeholt. Gar nicht gefallen hat Kris der Gesichtsausdruck unseres Gegenübers, als wir sagten, dass unser Ducato den 1,9-Liter Motor hat. Den Andenpass, der hier gar nicht so weit entfernt ist, sehr schön sein soll, aber auf fast 5000 Meter führt, hat man uns ausgeredet. Aber ein paar andere schöne Orte so bis 3500 Meter sollten auch für uns möglich sein. Mal sehen, BIK-Theo fährt bis jetzt ganz prima!

Ach ja, da war noch das Problem mit unserem Anlasser. Aber mal sehen, vielleicht bekommen wir das schon heute gelöst...